Heute sollte Sindy ihre erste Dressurstunde bei mir bekommen. Wir hatten verabredet, dass ihr Unterricht um 13 Uhr beginnen sollte und sie war pünktlich mit ihrer Sunshine Lady in der Halle. Zunächst sollte Sindy Sunny im Schritt am langen Zügel aufwärmen, währenddessen holte ich mir einen kleinen Hocker und setzte mich in die Mitte der Halle und beobachtete die beiden. Sindy hatte einen guten Sitz. Sie saß aufrecht im Sattel und hatte ein schönes langes Bein. Auch Sunny hatte heute wohl einen guten Tag. Beim Antraben lief sie mit sehr weitem Raumgriff und die beiden waren einfach schön zusammen anzusehen. Nun sollte Sindy langsam die Zügel aufnehmen und Sunny an den Zügel reiten, die leider gerade wenig Lust dazu hatte. "Nimm deine Hände etwas weiter hoch, und stell sie nicht genau über den Sattel, das sieht aus, als würdest du dich festhalten. Außerdem wird auch Sunny dann besser laufen, probiers aus", rief ich Sindy zu. Sie nickte, setzte meine Kritik um und sofort trat Sunny besser ans Gebiss heran. "Und jetzt reite mal ein paar Schritt.Trab und Trab-Schritt-Übergänge, damit Sunny lockerer wird und besser auf deine Hilfen reagiert. Bau auch zusätzlich mal ein paar Handwechsel und Schlangenlinien mit ein, damit wird dein Pferd nicht nur körperlich, sondern auch geistig voll gefordert." Bei A setzte Sindy sich tiefer in den Sattel und gab Sunny eine ganze Parade, die darauf supergut reagierte und sofort durchparierte. Dann wechslte sie aus dem Zirkel und trabte bei X wieder an. Nach etwa 10 Minuten war Sunshine Lady superweich zu sitzen und reagierte sofort auf die kleinsten Hilfen. Ich sagte Sindy, dass sie jetzt mal ganze Bahn antraben und aussitzen soll, dann auf den Zirkel gehen, zur geschlossenen Seite angaloppieren, einmal herum, kurz vor X wieder durparieren, aus dem Zirkel wechseln, umstellen und sofort wieder angaloppieren. Zuerst schaute Sindy mich mit einem etwas merkwürdigem Gesichtsausdruck an, als ich versuchte, ihr das zu erklären. Doch dann musste ich lachen und sagte ihr, dass das ganz einfach sei und sie nur auf Sunny vertrauen sollte. Okay, gesagt, getan. Sindy trabte an und ging rechte Hand ganze Bahn. "Und jetzt auf den Zirkel und angaloppieren", rief ich ihr zu. Sindy gab Sunny die Hilfe zum Galopp, ritt einmal herum und parierte kurz vor X wieder durch. Nur beim sofortigen Umstellen hatten die beiden ein paar Probleme, deshalb galoppierte Sunny danach auch falsch an. "Probier's einfach nochmal, und achte auf deine Gewichtshilfen, Sindy. Wenn du rechte Hand auf dem Zirkel reitest, setz dich weiter nach innen, und linke Hand nach links, verstehst du? Und treib kontinuierlich jeden Galoppsprung mit, Sunny muss ruhiger werden, sie wird viel zu schnell. Wenn du so in einer Prüfung galoppierst, hnterlässt das keinen besonders guten Eindruck, wenn dein Pferd rast. Außerdem hast du damit auch Pech, wenn du hinter jemandem reitest, der viel langsamer ist als Du. Das gibt Punktabzüge. Nimm beim Umstellen deine innere Hand ein klein wenig höher und denk immer daran: mit dem inneren Schenkel an den äußeren Zügel treiben, okay? Das sieht sonst echt gut bei euch beiden aus!" Also probierte Sindy es sogleich noch einmal und siehe da: mit Hilfe meiner Tipps konnte Sindy ihr Pferd in einen ruhigen Galopp bekommen, dadurch leichter durchparieren und super umstellen. Nur beim Angaloppieren machte Sunny einen riesigen Satz nach vorne! "Super! Echt klasse gemacht Sindy! Weißt du, wofür diese Übung heute mit dem Angaloppieren war?" "Hmmm... vielleicht für Galoppwechsel? Sunny ging schon klasse, sie war butterweich zu sitzen, nur das letzte Angaloppieren hat mir nicht so gefallen,... Also, dass sie da so losgesprungen ist..." "Mit den Galoppwechseln hast du teilweise Recht. Aber auch, um dein Pferd aufmerksamer zu machen. Sie hat supergut auf deine Hilfen reagiert und das ist auch der Grund, warum sie eben so losgesprungen ist: Sunny ist nunmal sehr feinfühlig zu reiten und zudem hat sie Temperament. Durch diese heutigen Übungen wurde sie gefordert, musste nachdenken was sie tat. Du bist nicht nur geradeaus geritten oder warst ständig auf dem Zirkel. Sie hat sich doch auch gegen Ende hin super stellen und biegen lassen, oder?" "Jaaa... schon. Also, eigentlich lief sie ja schon klasse heute..." "Na siehst du. Jetzt reite noch ein wenig Schritt am langen Zügel und lass Sunny verschnaufen, sie hat ehute echt gut gearbeitet und du auch. Du hast einen super Sitz und sehr viel Einfühlungsvermögen, das wird dich noch weit bringen."
Und damit verließ ich die Bahn um nach meiner Leika zu schauen.
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Wenn du ein braves Pferd mit der einen Hand schlägst, dann wisch ihm mit der anderen die Tränen ab.
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